„Geschichte erleben“ – was wie oft wie eine Floskel klingt, wird im Projekt „ZeitohneZeugen“ zur eindrucksvollen Realität. Mithilfe von Virtual Reality (VR) tauchen Jugendliche in die Zeit von 1933 bis 1945 ein und erleben die NS-Zeit aus neuen Perspektiven. Die innovative Methode vermittelt nicht nur historische Fakten, sondern schafft auch eine emotionale Verbindung und regt die Jugendlichen zum Nachdenken an.
Geschichte zum Anfassen
Ziel von „ZeitohneZeugen“ ist es, Geschichte aus der Perspektive der Betroffenen erlebbar zu machen – für ein tieferes Verständnis der NS-Zeit. Die Teilnehmer*innen können medial in die historische Zeit eintauchen und sich mit den Herausforderungen der Zeit auseinandersetzen. Diese Art der Wissensvermittlung geht über das herkömmliche Lernen in der Schule hinaus.
Von der Idee zur Umsetzung
Seit dem Projektstart haben bereits 1.200 Personen teilgenommen. „Es war ein langer Weg, die VR-Brillen zu beschaffen und die Module zusammenzutragen. Wir freuen uns, dass es geklappt hat und sind dankbar für die Unterstützung“, erklärt Nico Schnittger, Pädagogischer Leiter der BDKJ Jugendbildung gGmbH und Hauptverantwortlicher für dieses Projekt. Möglich wurde „ZeitohneZeugen“ durch die Unterstützung des Erzbistums Paderborn sowie durch starke Kooperationspartner – darunter die University of Nottingham, dem National Holocaust Centre and Museum, dem Heinz Nixdorf Museumsforum, dem Brandenburg Museum und der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.
Eine modulare Reise durch Geschichte
Das Projekt besteht aus sieben Modulen. Die Teilnehmenden begeben sich durch ein „digitales Museum“ und die VR-Brillen auf eine virtuelle Reise zu zentralen Orten des Holocaust – darunter das Anne-Frank-Haus in Amsterdam, die Gedenkstätte Auschwitz und das Warschauer Ghetto.
Ergänzt wird das VR-Erlebnis durch Zeitzeugengespräche, Führungen sowie Perspektivwechsel anhand historischer Fotografien. Diese Kombination eröffnet eine vielschichtige Auseinandersetzung auf die NS-Zeit und schlägt zugleich eine Brücke zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen.
Lernen auf emotionaler Ebene
Besonders eindrücklich ist die Methode „Ein ganz normaler Tag“. Anhand originaler Gesetzestexte und Erlasse erleben Jugendliche hautnah, wie tiefgreifend Jüdinnen und Juden im Alltag ausgegrenzt wurden – vom Schulverbot bis hin zum Ausschluss aus dem öffentlichen Leben.
„Wir wollen keine belehrenden Vorträge halten, sondern Geschichte auf einer Weise vermitteln, die emotional berührt. Die VR-Methode ist dafür ideal, denn sie schlägt eine Brücke zwischen dem klassischen Buch, dem Dokumentarfilm und der Gedenkstätte“, so Jörg Spiekerhoff, einer der Teamer*innen, die „ZeitohneZeugen“ gemeinsam mit Nico Schnittger vor Ort betreuen.
Für wen?
Das Projekt richtet sich an Schulen, Jugendgruppen, Dekanate, Verbände sowie kommunale und kirchliche Gruppen. Besonders Jugendliche, die Geschichte oft nur aus dem Schulbuch kennen, erhalten durch die VR-Erfahrung einen neuen Zugang zur NS-Zeit. Das Projekt wird bereits in verschiedenen Bildungseinrichtungen und Jugendverbänden erfolgreich eingesetzt.
Blick in die Zukunft
Ursprünglich bis Sommer 2025 geplant, erfreut sich das Projekt wachsender Nachfrage – die Anfragen reichen bis zum Jahresende.
„Mit „ZeitohneZeugen“ wird Geschichte nicht nur erzählt – sie wird erlebt, gefühlt und bleibt im Gedächtnis“ so Nico Schnittger.
Bilder:
Logo des Projekts ZeitohneZeugen.